Bärlauch auf dem Golfplatz
Kräuterexperte Roy Kieferle pflanzt das beliebte Küchenkraut auf dem Golfplatz von Bad Herrenalb
Golfplätze erstrecken sich bundesweit auf 48000 Hektar Fläche. Da im Schnitt nur knapp 40 Prozent davon für die Spielbahnen genutzt werden, leisten mittlerweile 62 der insgesamt 90 Golfanlagen in Baden-Württemberg einen wertvollen Beitrag zur Schaffung geschützter Lebensräume für die Tier und Pflanzenwelt. Darunter auch der 9-Loch Golfplatz in Bad Herrenalb, der jüngst für seine Aktivitäten zu diesem Thema eine Auszeichnung erhalten hat. Vor zwei Jahren hat sich die Vorstandschaft dazu entschlossen neue Lebensräume für Artenvielfalt zu schaffen und sich am Projekt „Lebensraum Golfplatz“ zu beteiligen, das 2019 vom Baden-Württembergischen Golfverband (BWGV) ins Leben gerufen wurde. Mit Roy Kieferle wird nun das Augenmerk auf eine Pflanze gesetzt, die winterhart ist und mehrjährig das Areal bereichert.
Ausgerüstet mit Spaten, Handschuhen und einem mit einer wohlduftenden Pflanzenart gefüllten Eimer, war Kräuterexperte Roy Kieferle in der vergangenen Woche auf dem Golfgelände in Bad Herrenalb unterwegs, um eine geeignete Fläche zur Anpflanzung seines vielgepriesenen Küchenkrautes zu finden. Unter dem Motto: „Bärlauch im Bernbachtal“ soll zunächst ein neuer Lebensraum für den wilden Knoblauch entstehen, der im Volksmund Bärlauch genannt wird. Die stadtnahe Anlage bietet nahezu alles, was ein Naturfreundeherz höherschlagen lässt: Naturbelassene Grünanlagen außerhalb der Fairways (Spielfläche der Golfer), Ziegen, die zur Offenhaltung des Tales eingesetzt werden, Obstbäume, Blütenstreifen, Bienenstöcke und ein Wildbienenhotel. Neben Apfelsaft von eigenen Streuobstbäumen gibt es 2022 erstmals einen eigenen Blütenhonig und vielleicht im kommenden Jahr eine der vielgepriesenen Kräuterwanderungen des Experten. Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst geht es darum einen geeigneten Standort zur Anpflanzung zu finden - und das hat einen ganz besonderen Grund.
„Hier, direkt neben dem Bach ist unter den Bäumen der beste Standort für das Gewürzkraut.“ Kieferle ist sichtlich begeistert, packt seinen Spaten aus und beginnt tiefe Löcher für seine mitgebrachten Pflanzen zu graben, die ein schattiges Plätzchen bevorzugen und nun auch an dieser Stelle garantiert nicht austrocknen können. Als Nicht-Golfer hat Kieferle bereits viele Golfplätzen in den USA gesehen, aber nie eine so abwechslungsreiche und idyllisch gelegene Anlage wie in Bad Herrenalb. „Als Koch war ich in den Wintermonaten mit der der Fußball Nationalmannschaft in Florida unterwegs, aber die Golfplätze dort sind nicht vergleichbar mit dem Kleinod hier im Bernbachtal.“ Der unter dem lateinischen Namen „Allium ursinum“ bekannte Bärlauch gilt als Therapeutikum, und damit als Heilmittel, das in kleinen Portionen nicht nur als Würze unter die Speisen gemischt werden kann. Daher soll sich nun das Kraut auf der ausgewählten Fläche in Ruhe vermehren, damit im kommenden Jahr auch hier wissbegierige durch den Kräuterexperten mehr über die „unglaublich gute Wirkung von Bärlauch“ erfahren können.
Text: Sabine Zoller