Blühendes Bad Herrenalb - jeder kann mitmachen
Wer kennt sie noch, die klassische Heuwiese?
(SZ) „Der Verlust des Lebensraums Heu-Wiese verursacht einen dramatischen Artenrückgang, denn die artenreichen Blühflächen sind die Lebensgrundlage für Insekten und aller von Insekten abhängigen Tierarten“, so die mahnenden Worte von Michael Kraft. Als Obmann vom Landesverband badischer Imker ist Michael Kraft Spezialist für Wildbienen und unterstützt als Kooperationspartner den Naturpark Schwarzwald Mitte/ Nord, der zusammen mit Bad Herrenalb die Aktion „Blühendes Bad Herrenalb“ ins Leben gerufen hat.
Bewusst geht es nicht allein darum über das Artensterben zu informieren, sondern in der Gemeinde auch Privatpersonen und damit Akteure zu finden, die Wildblumenwiesen anlegen und pflegen. Das Projekt soll „ein größeres Verständnis für die Bedeutung der blütenbesuchenden Insekten schaffen, da sie die Grundlagenarbeit für zahlreiche regionale Produkte wie Honig und Streuobst leisten“, betont Lilli Wahli vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Nach dem ersten Workshop im Februar war sie nun am Freitag erneut mit Michael Kraft vor Ort, um auf der Schweizer Wiese die ersten Protokollpunkte abzuarbeiten.
„Ich freue mich, dass so viel Engagement da ist und so viele Ehrenamtliche vor Ort sind“, so Kraft, der bei der Begehung der Fläche die Kommunikation verfolgt, die „lebhaft und vor allen Dingen kreativ nach vorne gerichtet ist.“ Bei den Standorten auf der Schweizer Wiese geht es um Flächen, die für den Besucher ebenso wie die Bürger geeignet sind.
„Die erste Bürgerpflicht, die ich empfinde, ist die Bürger aufmerksam zu machen und aufzuzeigen, dass Handlungsbedarf ist“, erläutert Kraft. „Wir wollen vorwärtskommen“, erklärt Dieter Emmelheinz, der sich beim Rundgang über die Informationen des Fachmanns freut, weil damit „unser Weitblick geschärft wird.“ Meist hat das ästhetische Empfinden des Bürgers nichts mehr mit Wildpflanzen zu tun, denn nicht alle Pflanzen sind für heimische Insekten geeignet. Aber Wildpflanzen sind für unsere Insekten wichtig. Für Reinhold Rau, Vorsitzender der IG Gartenschau ist es ein lohnendes Projekt lohnend. Er beteiligt sich daran, „um geeignete Flächen für die Artenvielfalt und blühende Wiesen zu finden, um diese als wertvolles städtisches Landschaftselement weiterzuentwickeln.“ Da es auf der Schweizer Wiese bereits Hangflächen gibt, die extensiv genutzt werden, könnten diese Stück für Stück vergrößert und der Festplatz vor dem Thermalbad, der bereits als Mager-Schotterrasen angelegt ist, sich zu einer Wildblumenwiese wandeln, so das Ergebnis der ersten Begehung.
Info:
Regionale und mehrjährige Wildblumensamen
Seit 2016 säte der Naturpark zusammen mit 138 Projektteilnehmenden zum Schutz bedrohter Insektenarten 518 Flächen mit standortangepassten, regionalen und mehrjährigen Wildblumensamen ein. Dabei kommt es darauf an, dass die Blumenmischungen aus der Region stammen, an den Standort angepasst und mehrjährig sind, damit sie auch wirklich nachhaltig sind. Durch die Einsaat im heimischen Garten kann auch heimischen Insekten mehr Lebensraum geboten werden. Dabei gilt: Jede Fläche zählt – egal ob klein oder groß. Für wilde Flächen im Garten sollte aber mehrjähriges Saat- und Pflanzgut aus der Region verwendet werden.
Sabine Zoller