Ein Blick hinter die Kulissen - Handwerk hat Zukunft
Mit der Neuausrichtung der 1930 gegründeten Schreinerei Treiber als Familienunternehmen auf dem Dobel gibt es auch Neuerungen in der Geschäftswelt von Bad Herrenalb. „Die Kulisse schließt zum Jahresende“, so Alexandra Kloss, die sich als Geschäftsführerin der Treiber-Kloss GmbH in Zukunft verstärkt dem Rohstoff Holz und damit dem Kerngeschäft des elterlichen Betriebes widmen wird.
Mit diesem Entschluss verlegt die eloquente Unternehmerin ihren Lebensmittelpunkt vom Albtal zurück auf das Dobler Hochplateau, um sich dort verstärkt im Handwerksbetrieb einzubringen. „Gemeinsam mit meinem Bruder Steffen führe ich die Schreinerei in dritter Generation“, so Kloss, die 2009 einen über 200 Quadratmeter großen Ausstellungsraum an der Kurpromenade in Bad Herrenalb eröffnet hat, um das „breit gefächerte Portfolio eines Handwerksbetriebes aufzuzeigen.“ Doch wie so oft im Leben, genügte das Möbel aufstellen alleine nicht, um beim Thema Inneneinrichtung zu punkten. Mit detailverliebter Akribie und Leidenschaft verwandelte Kloss die Innenräume zu einer Wohlfühloase für Gäste, die sich bei einer Tasse Kaffee und einem selbstgebackenen Stück Kuchen zum Portfolio der Schreinerei informieren, oder restaurierte Einzelstücke erwerben konnten. „Und dann kam eines zum anderen hinzu“, berichtet Kloss, die für die neuen Räumlichkeiten den Namen „Kulisse“ wählte, „weil wir wie auf einer Bühne immer wieder Neuheiten und interessante Accessoires präsentieren wollten.“ Damit wandelte sich der Ausstellungsort mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten und Stehleuchten zu einem gemütlichen Refugium mit kuscheligen Kissen und buntem Kaffeegeschirr sowie Geschenkartikeln aus unterschiedlichen Materialien und kostbaren Gewürzen. Neben dem Geschäft für außergewöhnliche Produkte war Kloss aber nicht nur Ansprechpartnerin für Produkte die gut funktionieren, lange halten und sich vom Schreiner reparieren lassen, sondern zudem treibende Kraft für gesellige Zusammenkünfte unterschiedlichster Zielgruppe. „Es gab Gin-Tastings, Strickabende, Baby-Treffs und Vorträge - und durch Corona neue Ideen wie unsere Picknickkörbe, damit unsere Kunden lieb gewonnene Treffen auch für sich selbst im Freien gestalten konnten.“ Mit einem Lächeln auf dem Gesicht blickt Kloss auf die kleine silberne Trophäe in ihren Händen und ergänzt: „Den kleinen Oskar habe ich von meinen Mitarbeitern bekommen, als wir 2019 von der Schwarzwald Tourismus GmbH für eines der besten Cafés ausgezeichnet wurden.“ Erfolge, die auf der Energie und dem Elan der kreativen Geschäftsfrau basieren und die Gäste aus einem Umkreis von über 100 Kilometern goutierten. Nun aber rückt das Familienunternehmen in den Mittelpunkt der Unternehmerin. „Bis Anfang Dezember wird die „Kulisse“ aufgelöst. Alles muss raus und zum Abverkauf der Waren gibt es Prozente“, so Kloss, die mit einem sprichwörtlich weinenden und einem lachenden Auge dafür auch ihre Beweggründe wie verändertes Kaufverhalten und extreme Kostensteigerungen nennt. „In den vergangenen Corona-Jahren haben wir seitens der Schreinerei viele Küchen- und Bäderausbauten übernommen.“ Da die Menschen nicht vereisen konnten, wurde das Thema Wellness für zu Hause wichtig. Individuelle Lösungen waren gefragt und wurden geliefert. „Jetzt haben wir kräftig investiert, denn eine Werkstatt wie sie einst ein Meister Eder hatte, gehört der Vergangenheit an. Wir setzen auf 3-D-Planung und arbeiten mit CNC-Maschinen, also Werkzeugmaschinen, die mit hoher Präzision auch für komplexe Formen einsetzbar sind, um unseren Familienbetrieb in die Zukunft zu führen.“
Sabine Zoller